Mein junger Tinker Findus hatte das Glück, seine ersten Spaziergänge im Alter von 8 Monaten gemeinsam mit seiner Mutter Fliecka und zwei zweibeinigen „Schutzpersonen“ erleben zu dürfen. Diese 6 Wege auf Spaziergängen mit Freude zu lernen kamen im Laufe der Jahre hinzu.

Seit er 2 Jahre alt ist, gehen wir beide gerne alleine oder mit seiner Freundin Florina bummeln. Dabei überprüfe ich unterwegs gerne die eine oder andere Übung aus dem „Kindergarten“ und der „Grundschule“ für Pferde.

Wenn wir beide alleine „nur eine Runde um den Block“ laufen, kann es Herrn Findus schon mal langweilig werden und er denkt sich selber etwas Abwechslung aus… Oder das Gras am Wegesrand ist so schön saftig… Oder in der Ferne bewegt sich etwas Seltsames und ich hätte gerne etwas mehr seiner geschätzten Aufmerksamkeit… Oder mein liebes Pferdchen möchte gerne selber das Tempo bestimmen… Oder besser noch die Richtung, wenn es etwas Interessantes zu entdecken gibt   😉

Häufig lese oder höre ich dieselbe Frage „Was kann ich dagegen tun, wenn mein Pferd im Gelände x, y oder z macht?“ Da es mir sympathischer ist, etwas „für“ statt „gegen“ etwas zu tun, habe habe ich sie mal zusammengetragen, meine liebsten 6 Wege, auf Spaziergängen mit Freude zu lernen.

 

Zielführende Fragen statt Fehlersuche

Ich bin immer bemüht, mir zielführende Fragen zu stellen:
– In welcher Stimmung und Energie bin ich ein angenehmer Partner auf einem entspannten Spaziergang?
– Was kann ich tun, um für mein Pferd interessant(er) zu sein?
– Wie erkläre ich ihm glaubhaft, dass ich weiß was ich tue und warum?
– Wie vermittel ich ihm, dass ich einen Plan habe, dem es vertrauen und folgen kann?

Ein Mix aus folgenden 6 Übungen – natürlich angepasst an den jeweiligen Ausbildungsstand – bewährt sich eigentlich immer:

 

1. Übergänge: Schritt, Halten, Rückwärts, Schritt usw.

Absolutes Muss, bevor wir mit unserem Pferd auf Wanderschaft gehen, sind ein zuverlässig funktionierender Vorwärtsgang und vor allem die Bremse sowie der Rückwärtsgang! Schritt, Halten, Rückwärts, Schritt usw. sollten Zuhause in möglichst vielen Situation geübt, verstanden und überprüft worden sein, bevor es in die weite Welt hinaus geht. Natürlich abwechselnd von rechts und von links geführt   😉

Zu meiner „Lieblingsübung Steh“ habe ich schon an mehren Stellen geschrieben… Sie hat im Gelände natürlich eine ganz besonders wichtige Bedeutung.

Wenn ihr darin fit seid, versuche ruhig auch die Übergänge zum Trab. Keine Panik: Es geht nicht ums „Strecke machen“ in Form von Joggen mit dem Pferd sondern um Abwechslung durch die Übergänge. Von wegen Panik: Mein Stütchen Florina hat damals mein eigenes erstes Antraben im Gelände als Aufruf zur Flucht verstanden und ist neben mir durchgestartet wie ein kleiner, roter Knallfrosch. Offensichtlich hatte ich ihr zu oft erzählt, dass ihre Mutter von der Rennbahn kam… Von daher mein Tipp: Den ersten Trab an der Hand besser in der Reithalle, auf dem Platz oder zumindest in heimatlichem Gelände versuchen.  😉

 

2. Für Fortgeschrittene: „Steh schön“

„Steh“ kennen meine Pferde als „bitte berühre mit allen 4 Füßen gleichzeitig den Boden ohne zu futtern!“ Wenn ich es besonders wertvoll möchte baue ich noch einen „Push“ mit ein. „Push“ sagt meinen Pferden, dass sie ein „vergessenes“ Hinterbein noch mit unter den Körper nehmen sollen. Dazu streiche ich mit der Gerte erst einmal die Hinterhand ab, dann das nach hinten ausgestellte Hinterbein bis zum Boden. Meine Pferde kennen das eigentliche Signal über ein Antippen mit der Gerte an der Vorderseite des Hinterbeines kurz über dem Huf. Mit dem Stimmkommando „Push“ ziehe ich dann die Energie vorwärts unter den Körper und tippe einen Punkt an der Bauchnaht kurz hinter der Gurtlage an. Dieses Signal kann man, wenn man möchte, gut zum Erlernen der „Bergziege“ einführen. Bei einem „Steh schön“ ist es aber völlig ausreichend, wenn erst beide Vorderhufe nebeneinander und beide Hinterbeine „unter“ dem Pferd stehen. Im Idealfall natürlich gleichmäßig belastet.

Daraus kannst du dann nach ausgiebigem Lob wieder im Schritt oder Trab starten.


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3. Etwas Besonderes: Eine Perlenkette für’s Pferd

Ist der Weg breit genug nutze ich gerne den Platz für die Perlenschnur. In der einfachen Variante bitte ich mein Pferd um eine volle Wendung der Vorhand um die Hinterhand oder der Hinterhand um die Vorhand, so dass wir danach wieder in der ursprünglichen Richtung weiter gehen können.

Je nach Ausbildungsstand achte ich auf sauber gekreuzte Beine, ohne dass das andere Ende vom Pferd ebenfalls einen Kreis läuft. Verschiebe ich die Hinterhand kreuzt das Hinterbein unter dem Körper und die Vorderbeine bewegen sich nur auf der Stelle. Beim Kreuzen der Vorderbeine vor dem Körper bleibt die Hinterhand  möglichst am selben Ort, weil das Pferd auf einem Hinterbein dreht. Sonst bekommen wir schnell eine „Flaschendrehung“. Viele Pferde schummeln nämlich gerne und drehen sich mehr um ihre Körpermitte als auf der Vor- oder Hinterhand! Bisher haben aber alle meine (Ausbildungs)pferde schnell verstanden, wofür es ein richtig großes Lob gibt geben sich gerne viel Mühe.

Außerdem mache ich innerhalb der Übung gerne mal die eine oder andere Pause – es geht ja schließlich ums gegenseitige Zuhören, Hinschauen und Einfühlen und nicht darum, sich einfach mal irgendwie umzudrehen und dann weiter zu laufen.  😉

 

Denkt dein Pferd auf dem Rückweg, dass du nun wirklich etwas schneller gehen könntest?!?

Dann können viele Wendungen mit jeweils 20, 30 oder 40 Meter Abstand – wie die Perlen auf einer Perlenkette – die Lösung sein weil sie dein Pferd freundlich daran erinnern, dass DU für Richtung und Tempo zuständig bist!

Wenn die obige Variante für entweder noch zu schwer ist oder schon langweilig wird, versuche es doch mit halben Wendungen: Anhalten, Vorderhand verschieben bis  das Pferd in die Richtung schaut aus der ihr kommt. Pause, Lob und vielleicht zwei oder drei Schritte laufen, bis dein Pferd wieder günstig steht.

Dann die Hinterhand verschieben, bis es wieder in die eigentliche Marschrichtung schaut. Wieder eine lobende Pause, dann einige Meter weiter laufen und die Übung wiederholen. Wenn du dazu mehrmals  die Seite des Pferdes wechselst kannst du damit viel Abwechslung ins Spiel bringen!

 

4. Perspektivenwechsel: Seitwärts verschieben

Kann dein Pferd schon komplett seitwärts gehen? Dann wechsel doch ab und zu von einer Wegseite auf die andere! Wenn du z.B. dein Pferd von rechts auf der linken Seite des Weges führst kannst du es anhalten, deine Position verändern, es zu seiner rechten Körperseite weichen lassen bis es auf der rechten Seite des Weges angekommen ist. Dann führst du von links weiter und hast schon wieder die Immer-Der-Nase-Nach-Routine unterbrochen.

Oft sind die Wege nicht ganz eben und gerade Pferde, die auf super-geraden Wiesen und Paddocks leben, brauchen etwas Zeit, um die Füße zu setzen! Also bitte keine Hektik rein bringen wenn dein Pferd nicht so flüssig seitwärts geht wie in der Reithalle oder auf dem Platz! Das ist wieder eine schöne Gelegenheit für euch beide, Fühlen zu üben.   😉

 

5. Gymnastik für Kopf und Körper: Schritt in Innenbiegung

Mit Florina bin ich in der letzten Woche teilweise im Schritt in Innenbiegung nach Hause gelaufen, nachdem ich sie auf einer kleinen Wiese direkt an der Steilküste zum „Sonntags-Frühstück“ eingeladen hatte. Zehn Minuten hin, zehn Minuten Grasen, zehn Minuten zurück. Auf dem Rückweg einige Meter rechts gebogen, dann ein großes Stück gerade aus, dann wieder einige Schritte links gebogen.  Danach noch ein wenig Trab und ein kurzer Galopp in der Halle (warm war sie ja) und sie durfte ihr Wochenende genießen. 😉

 

6. Kreativität für Zweibeiner: Slalom um Baumstümpfe, Steine oder mitgebrachtes Brennholz

Wer abwechslungsreiches Gelände mit weit auseinander stehenden Bäumen oder Baumstümpfen hat bekommt natürlich weitere Ideen geschenkt. Volten, Slalom, Kehrtvolten oder die 8 von innen und außen geführt… alles was ihr wollt  😉  Oder ihr deponiert euch Steine oder Brennholz-Scheite hinter einem Baum oder Strauch, legt euch eine Strecke wann immer ihr Lust habt und legt sie dann wieder zurück. Es müssen ja nicht immer richtige Pylonen sein…

 

Die Basis bei allem: Deine Energie

Die beste Voraussetzung für ein gutes Gelingen ist deine bzw. eure gemeinsame Vorfreude.  🙂

Ergänzen kannst du sie noch mit einem kleinen Film, den du schon vorher in Gedanken gedreht und in deinem Kopf gespeichert hast. Wie möchtet ihr euch beide fühlen, wie ist das Verhältnis zwischen euch? Vielleicht magst du auch schon eine der Übungen visualisieren. Wenn etwas „schief zu gehen droht“ kannst du schnell diesen Film in deinem Kopf ablaufen lassen – so ist kein Raum für Schreckensbilder.  😉

 

6  Wege, auf Spaziergängen mit Freude zu lernen

Du kennst noch mehr? Teile gerne deine mobilen Lieblingsübungen mit uns  🙂

Update 10.10.2017:
Wenn dir die Mischung zwischen Denken und Fühlen und dem Berücksichtigen von Herz und Hirn zusagt, komme gerne in unsere Facebook-Gruppe (Hoch)sensibilität bei Mensch und Pferd.