Ein Gruß an die Polka und den Spanischen Schritt

Häufig wird Der Spanische Gruß auch „Spanischer Tritt“ genannt und wenn er ausdrucksstark ausgeführt wird, steckt hinter so einem „Tritt“ beeindruckend viel Energie. Daher gehört er meiner Meinung nach klar zu den Lektionen, die mit Köpfchen und vorhergehendem Nachdenken angegangen werden möchten. Wenn ein Pferd uns ein „Nein“ in Form von Kopfschütteln anbietet oder unsere saubere Jacke von der Heuraufe holt und in der Mistecke fallen lässt um ein Leckerchen zu bekommen liegt es an uns, ob wir das originell oder lästig finden. Wenn ein Pferd mit einem „Gib-mir-Leckerchen-Grummeln“ mit einem Vorderbein nach vorne schießt hat das eine andere „Qualität“ und kann recht schmerzhaft werden.

 

Die wichtige Frage im Vorfeld: Stimmen Basis und Feinheiten in der Bodenarbeit?

Bisher haben alle meine Lieblings-Kunden diese Frage ernst genommen und ihre Ist-Situation gecheckt, nachdem ich ihnen diese Frage gestellt habe. In den letzten 14 Jahren habe ich aber auch zwei Kunden verloren weil ich mich geweigert habe, ihren Pferden (zu diesem Zeitpunkt) den Spanischen Schritt beizubringen. Eines dieser Pferde war ein spanischer Wallach, der lange Hengst war und deutlich andere Vorstellungen von „Wer führt wen“ hatte als seine Besitzerin. Zwei Jahre später stand er bei einem „wirklich guten Profi-Ausbilder“, weil niemand mehr mit ihm zurechtkam. Das wäre wahrscheinlich auch so gekommen, wenn seine Besitzerin ihm nicht trotzdem den Spanischen Schritt „beigebracht“ hätte. Andere Übungen wären erst einmal sinnvoller gewesen.

Bei einer sehr netten aber extrem verfressenen Stute mit einer lieb-tüddelig-unkonzentrierten  Besitzerin hatte ich ebenfalls kein gutes Gefühl und empfahl erst einmal Übungen für Fokus und Konzentration, die aber wohl zu langweilig waren. Einige Monate später lief ich mit einer anderen Kundin durch die Stallgasse als die Besitzerin sich vor ihrem Pferd bückte um einen Eimer mit Leckerchen aufzuheben. Die Stute –  ausgeschlafen wie immer wenn es um Futter ging –  kickte mit maximaler Energie mit dem Vorderbein nach vorne. Zum Glück wenige Zentimeter am Gesicht der Besitzerin vorbei…

In unterscheide deshalb ganz klar zwischen Zirkus-Spielen, mit denen wir beginnen können, sobald ein Pferd „Kindergarten“ und „Grundschule“ erfolgreich abgeschlossen hat und den Zirkus-Lektionen, zu denen neben den Lektionen zum Boden eben auch der Spanische Gruß, die Polka und der Spanische Schritt gehören.

Bringen wir unserem Pferd diese drei Lektionen über einen didaktisch sinnvollen Aufbau bei, erhalten wir drei tolle Übungen, sowohl am Boden als auch unter dem Sattel.

 

Gutes Benehmen im Umgang mit Leckerchen hat viele Vorteile!

Als erstes schaue ich mir die aktuelle Gewichtsverteilung des Pferdes an. Warum?  Pferde, die beim Füttern bzw. Betteln mit einem Vorderbein scharren oder aufstampfen belasten eher die Vorhand, besonders wenn sie mit langem Hals und Bettelblick in unsere Richtung schauen. Bei den Abwehr- und Imponierbewegungen (Kicken nach vorne raus) wird das Körpergewicht verstärkt von der Hinterhand getragen. Damit „spielen“ wir…

Möchten wir eine Aktion des linken Vorderbeines, hilft es dem Pferd, wenn das rechte Vorderbein vermehrt Gewicht trägt und es kein Hinterbein entlastet. Wieder der Gedanke an die Leckerchen-Basics: Wenn unser Pferd den Kopf auf unsere Jackentasche ausrichtet belastet es meist genau das Bein vermehrt, dass es ja frei machen soll. Also: „Stimmen die Basics beim Füttern?“ Dann veranlassen wir es Kopf und Hals etwas höher zu tragen, was ebenfalls die Vorhand entlastet.


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Der Spanische Gruß als Vorübung zum Spanischen Schritt

Als Signal setze ich ein leichtes Touchieren oder auch Kitzeln mit der Gerte an der Schulter bzw. am Oberarm des Pferdes ein. An diesem Punkt verstehen die meisten Pferde das Signal am einfachsten. Später wandere ich höher, da die Bewegung ja aus dem oberen Bereich der Schulter kommen soll. Außerdem brauche ich den Punkt an Schulter / Oberarm für so nützliche Dinge wie Schulter verschieben und das Geradeaus in Innenbiegung.

Als Reaktion könnte unser Pferd schon gleich beim ersten Mal nach vorne austreten. Deshalb sollten wir NIE direkt vor dem Pferd sondern immer deutlich seitlich neben ihm stehen – eine Fehleinschätzung könnte äußerst schmerzhaft werden! Besonders heftige Reaktionen bekommen wir häufig von kitzligen oder selbstbewusst-respektlosen Pferden. In diesem Fall sollten wir uns sehr ehrlich fragen, ob der Zeitpunkt für das Erlernen dieser Übung schon gekommen ist oder ob zuvor grundlegende andere Fragen geklärt werden müssen!

 

Dein Pferd reagiert nicht sofort auf dein Signal zum Spanischen Gruß?

Viele Pferde reagieren mit einer minimalen Bewegung, wie z. B. ein leichtes Anheben des touchierten Beines. Das belohnen wir natürlich sofort, auch wenn es erst nach gefühlten Stunden kommt. Weicht unser Pferd mit einem anderen Bein seitwärts oder rückwärts setzen wir unser Signal fort, bis wir ein Anheben des touchierten Beines erhalten. Hat unser Pferd erst einmal begriffen, dass seine Reaktion auf dieses seltsame neue Signal gut ist und belohnt wird, reagiert es meist von Mal zu Mal schneller und deutlicher. Dann loben wir nur die Aktionen des Vorderbeines, die ein wenig besser waren als die vorhergehenden. Irgendwann kickt es vor als wollte es sagen „Nun schau doch, ich mache es doch schön!“ So wird aus dem leichten Heben oder vielleicht auch Aufstampfen des Beines mit der Zeit immer mehr und irgendwann kommt ein Strecken nach vorne. Das Pferd lernt: Je mehr Aktion nach Vorne desto mehr Lob!

 

Welche Leckerchen nehmt ihr?

Ich habe auch gerne zwei verschiedene Sorten Leckerchen einstecken. Heucobs als normales Lob und Karotten oder andere gute Sachen für die besonders tollen Aktionen   😉

 

Ein herzliches Dankeschön an Lena Meder Fotografie!

Der Spanische Gruß auf dem Titelfoto zeigt ihre Stute Schurina.