Heute geht es endlich los mit unserm ersten Zirkusspiel. Und du denkst: „Ausgerechnet das, das können wir doch schon…“? Vielleicht findest du trotzdem den einen oder anderen interessanten Ansatz. Und vielleicht habe ich am Ende des Artikels doch noch einen oder zwei neue Herausforderungen für euch beide.

Montag hatte ich schon kurz den Tipp gegeben: Teppichreste gibt es in Teppichgeschäften- und Abteilungen vieler Baumärkte für wenige Euro. Eine Breite von 80 – 100 cm und eine Länge von etwa 2 m hat sich gut bewährt.

Außerdem braucht ihr relativ kleine Leckerchen oder Getreidekörner. Apfel- oder Karottenstücke fallen leicht an den Seiten raus und die Pferde werden dadurch motiviert, neben den Teppich zu treten als auf ihm zu laufen.

Der Untergrund sollte gut befestigt sein und eine Wiese mit ganz kurzem Gras geht natürlich auch. Ein Sandplatz ist nicht so ideal, weil sich der Teppich durch die Belastung der Hufe verkrumpelt und dadurch nicht mehr so gut ausgerollt werden kann. Außerdem bleibt viel Sand im Teppich hängen und wir müssen ihn nach jedem Durchgang ausschütteln. Holzhäcksel bleiben ebenfalls unangenehm häufig drin hängen. Manche Pferde verlieren schnell die Lust, wenn sie mehrmals Holzstückchen statt der erwarteten Leckerchen im Maul hatten.

Was glaubt ihr „sagt“ euer Pferd, wenn ihr das erste Mal seinen neuen Teppich vor ihm ausrollt? „Wääähhh, was schleppst du da für ein Monster in meinen Paddock?“ Oder „Cool, dass du etwas zu meiner Unterhaltung bringst!“ Super ist natürlich auch „Zeig mal, kann ich das essen?“.

Erwarte ich die erste Antwort gehe ich auf einen Platz, der Bewegungsfreiraum ermöglicht. Dort führe ich das Pferd erst einmal quer über den ausgerollten Teppich und sobald das klappt über die gesamte Länge. Sowohl von rechts als auch von links geführt. Solange es schnorchelt, nicht auf den Teppich treten mag, zur Seite ausweicht oder lieber drüber springt als ihn zu berühren nehme ich die Übung als vertrauensbildende Maßnahme und lasse die Leckerchen in der Tasche. Mit „Keksen“ würde es sicher schneller gehen. Aber ich nutze generell gerne jede Gelegenheit meinem Pferd zu erklären, dass alles was ich ihm vorschlage ungefährlich ist und es sich lohnt mir zu glauben! Ohne, dass ich es jetzt mit Leckerchen auf den Teppich, am Wochenende auf den Hänger und nächste Woche im Gelände durch eine Pfütze „füttern“ muss.

Pferde, die sich aus gesundheitlichen Gründen nur eingeschränkt bewegen dürfen, können natürlich „rüber gefüttert“ werden, um nervöses Herumtrippeln zu vermeiden.

Mein Pferd ist zu alt – sie lernt sowas nicht mehr…

Keine Ausrede 😉 Wir Säugetiere können in jedem Alter lernen, sonst wären wir längst ausgestorben 😉 Das älteste Pferd, mit dem ich dieses Spiel gespielt habe, war unsere damals 29-jährige Trakehner-Stute Simona, die sofort viel Spaß dabei hatte.

 

Geht das Pferd ruhig erst quer und dann längs mit allen vier Hufen über den Teppich hat es Pause. Ich binde es gerne an einem Platz an, von dem aus es beobachten kann, wie ich eine Spur Futter in den Teppich einrolle. Dann hat es sofort Interesse an diesem Spiel. Den Teppich rolle ich möglichst fest auf, sonst bleibt das Futter nicht als Spur liegen und wird nicht so einfach gefunden.

Die ersten 40 cm Teppich lasse ich offenen liegen, damit das Pferd die Futterspur sehen kann. Es beginnt zu fressen und stupst mit der Nase früher oder später automatisch den aufgerollten Teil an – mein Einsatz für ein großes Stimm-Lob! Weitere positive Verstärkung über mehr Futter bekommt es, wenn der Teppich sich weiter abrollt. Bei zaghaften Pferden helfe ich auch schon mal mit der Hand nach und stupse die Rolle kurz an. Viel lieber animiere ich die Pferde aber zum Mitdenken, gebe ihnen ausgiebig Zeit zum Ausprobieren und lobe viel mit Stimme, während es sich langsam über den Teppich futtert. Außerdem ist dies eine der Übungen mit hohem Selbst-Belohnungs-Faktor. Mitdenken und Lösungen suchen lohnt sich!

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Wobei wir auch schon einen spanischen Herren hatten, der das Spiel sehr schnell durchschaute. Trotzdem wartete er ab, bis seine Besitzerin wieder und wieder ein Stückchen der Leckerchenspur frei gab, indem sie die Rolle selber anschubste. Personal zu beschäftigen fand er toll ;-)Ist es am Ende angekommen muss es sich wieder (ohne zu betteln) gedulden, bis ich den Teppich neu präpariert habe. Nach drei bis vier Übungseinheiten können wir die Futterspur durch einzelne Leckerchen ersetzen – jetzt weiß unser Pferd, dass etwas versteckt ist und schubst sich energisch von einem Leckerchen zum anderen.

Test – Test – Test

Diese so einfache Übung bietet eine schöne Möglichkeit, auf die Basics aus der Grundschule zu achten. Ich möchte nämlich gerne, dass mein Pferd mit allen vier Füßen über den Teppich läuft und nicht einfach irgendwo hin trampelt. Wenn es einen Huf rechts oder links vom Teppich setzt kann ich gut überprüfen ob es auch dann noch auf meine Zeichen zum Verschieben der Vorder- oder Hinterhand hört, wenn essbare Dinge im Spiel sind 😉

Zusatzaufgabe für Fortgeschrittene

Ganz schlaue Pferde (böse Zungen nennen sie verfressen) schauen auch noch unter dem Teppich nach, ob dort nicht auch noch etwas Essbares liegt. Auch das können wir nutzen, indem wir den offenen Teppich auf eine auf den Boden gestreute Spur legen, das Pferd komplett darüber führen und es dann im Rückwärtsgehen suchen lassen. In diesem Fall berührt und bewegt das Pferd den Anfang der Rolle, die wir 1 x eingeschlagen haben, mit dem Kinn rückwärts! Vorher sollte allerdings das Ausrollen wirklich verstanden worden sein und gut klappen, sonst sucht das Pferd ziellos mal oben und mal unten und verwüstet den Teppich total. Und: Auch im Rückwärtsgang ist es schön, wenn alle vier Füße auf dem Teppich bleiben.

Spaß für Pferde und Hunde!

Für alle Hundefreunde unter euch: Kauft doch gleich einen zweiten, kürzeren und schmäleren Teppich für eure kleinen Fellnasen! Hunde finden dieses Spiel auch genial! Wir haben bei einem unserer Offenen Treffen mal unsere Hunde gegen die Pferde „antreten“ lassen. Selbst die fixesten Pferde hatten gegen die Hunde keine Chance 🙂

(Pferde-Menschen-Dialoge, Mona Schäfer, 02.11.2015)