Wie gut kannst du dich an den Moment erinnern, an dem du „Ja“ zu deinem Pferd gesagt hast?

Fühlst du noch, was du damals gefühlt hast?

Hole dir doch dieses bunte, intensive Bild deiner Freude, Liebe, Begeisterung und deiner Wünsche, Träume und Ziele noch einmal zurück.

Und erinnere dich: Wann fing deine Begeisterung für Pferde an? Wie hast du damals (vielleicht als kleines Mädchen?) deinen Pferde-Traum geträumt und wie definierst du ihn heute?

In meinen Traumreisen waren die Pferde immer frei und es gab selten andere Menschen in unserer Nähe, dafür viele andere Tiere, viel Landschaft, Bäume, duftende Waldwege, luftige Wiesen, das Meer…

Meine „moderne“ Fassung sieht in etwa so aus: Mein Pferd und ich sind eine Einheit im Denken, Fühlen und Handeln, weil wir uns gemeinsam begeistern für das was wir tun! Wir wachsen immer weiter und tiefer zusammen, weil wir auf alle Schatzkisten zugreifen, die die Natur uns geschenkt hat: Herz und Hirn, Neugier und Gefühl, Wissen und Achtsamkeit, Träume und Tun. Auf Körper- und Seelenebene. Das Meer spielt auch 40 Jahre später immer noch eine zentrale Rolle.

 

Pferde-Menschen im Zwiespalt zwischen Herz und Hirn

Um mich herum erlebe ich viele Menschen in einem ständigen Zwiespalt zwischen Herz und Hirn, Gefühl und Verstand, häufig mit einem klaren Überhang zum rationalen Denken.

In diesem Zusammenhang mag ich den Begriff „Hirnbenutzer“ von  Dr. Gerald Hüther sehr. Die Evolution hat sich schon etwas dabei gedacht, als sie uns damit ausgestattet hat und wir tun gut daran, unser Hirn auch regelmäßig zu nutzen. Am besten mit Begeisterung, denn erst dann lernen wir richtig fix und umfassend. Sobald wir uns für etwas begeistern und es fühlen, wird in unserem Gehirn ein Cocktail gemixt, der uns zu Hochform auflaufen lässt.

Also nutze ich möglichst häufig sowohl meinen gesunden Menschenverstand als auch mein gelerntes Wissen aus meinen vielschichtigen Ausbildungen für Dinge, die mich begeistern. Und trotzdem:

Pferden ist nicht wichtig was wir wissen, sondern was wir tunUnd in welcher Energie wir unterwegs sind! Sie nehmen uns nicht so wahr, wie wir uns nach Außen geben, sondern wie wir im Inneren sind!

 

Pferde reagieren ausgesprochen sensibel auf fehlende Kongruenz

Masken und „Ich-bin-doch-super-positv-entspannt-Auftritte“ von unterschwellig wütenden, traurigen, verzweifelten, orientierungslosen, unsicheren, aggressiven oder angstgebeutelten Menschen sind für sie völlig widersprüchlich und für hochsensible Pferde und Pferde mit Vorgeschichte besonders schlimm. Erlerntes und gespieltes Verhalten des Menschen, das nicht mit seinem wirklichen Wesen und aktuellen Gefühlen übereinstimmt, macht ihn absolut unglaubwürdig. Die meisten Pferde haben irgendwie gelernt damit umzugehen. Trotzdem entstehen daraus immer Probleme zwischen Mensch und Pferd.

Pferde sind – wie wir – von Natur aus immer hochsensibel  und authentisch und tun nie „so als ob“. Aber viele haben genau wie wir Menschen gelernt, Gefühle und Emotionen nicht zu zeigen, zu unterdrücken und zu „funktionieren“.

Bei uns passierte das meist schon in der Familie, spätestens in der Schule und häufig so gründlich, dass wir bestimmte Gefühle heute gar nicht mehr fühlen, besonders wenn wir uns „anstrengen“ und „Mühe geben“. Die übliche Pferde-Schule hat oft dieselben verheerenden Folgen gehabt und viele Pferde sind im ersten Moment deshalb nicht ganz leicht zu lesen. Zumindest so lange sie gut „funktionieren“.

 

Wer spiegelt wen? Und ist alles ein Spiegel?

Wenn dein Pferd panische Angst vor Kühen hat, weil es mal extrem wild von einer Herde aufmüpfiger Jungbullen „angespielt“ wurde, kannst du Kühe noch so sehr lieben. Im ersten Moment läuft in deinem Pferd erst mal ein Film ab, in dem du sehr wahrscheinlich keine Rolle spielst! Wenn du aber nun in dein Pferd hinein fühlst, findest du sicher parallelen zu deinen eigenen Ängsten. Ihr spiegelt euch gegenseitig. In allem was ihr miteinander tut. Und da liegt eure große Chance, nur als „Problem“ getarnt.

By the way: Statt das Wörtchen Problem anzustarren wie eine Maus die Schlange und es immer wieder panisch mit Begriffen wie Herausforderung, Chance oder Wachstumsmöglichkeit zu umgehen schau doch mal genau hin: Im PROblem steckt PRO! Sei doch mal dafür hin zu schauen und zu lernen – dann musst du permanent vor diesen 7 völlig harmlosen Buchstaben davon laufen.

 

Wenn (hoch)sensible Menschen und (hoch)sensible Pferde gemeinsame Wege gehen…

Lass dir doch von deinem Pferd helfen, hinter deine Angst zu schauen! Ja, das erfordert Mut. Und die Bereitschaft, Schritt für Schritt vieles los zu lassen, was du dir bisher als Schutz aufgebaut hast. Dein Pferd lässt sich davon eh nicht täuschen, also hast du in ihm schon mal einen Verbündeten 😉

Wenn es die Angst deines Pferdes ist achte darauf, sie ihm zuzugestehen und hilf ihm in diesen Situationen. Ihr werdet gemeinsam daran wachsen. Es ist bis heute seinen ganz eigenen Weg gegangen und für alles in seinem Verhalten hat es seine Gründe. Dein Pferd ist weit mehr als nur dein Spiegel!

 

„So Hum“ – „Ich bin“

Das Mantra „So Hum“ kommt aus dem Hinduismus und du kennst es vielleicht aus Yoga-Übungen. Seit tausenden von Jahren verbinden sich Menschen über ihren Atem mit der Stille um in besseren Kontakt mit ihrer Achtsamkeit und Wahrnehmung zu kommen.

Wenn ich z.B. merke, dass meine Gedanken sich im Kreis drehen, vielleicht sogar in einer Negativ-Spirale. Wenn ich meine hochgezogenen und unangenehm verspannten Schultern spüre. Wenn ich Sonntag am Nachmittag nicht so viel mit meinen Pferden „gemacht“ habe, wie ich mir für das Wochenende vorgenommen habe. Vor allem wenn ich im Stall von x Menschen ausgebremst werde, die alle etwas angeblich unglaublich Wichtiges zu erzählen haben…

 

Wie du eure Angst als Chance nutzt

Wenn ich mit meinem Stütchen Florina an Kühen vorbei will kommt das „So Hum“ häufig zum Einsatz! Denn sie ist das Pferd aus dem obigen Beispiel 😉 Dann beobachte ich wie ich atme, denke „Ssoooooo Haaammmm“ – „Iiich binnnnn“ und plötzlich ist das alles nicht mehr so schlimm. Ein langes und tiefes „So“ beim Einatmen und ein ebenso langes, leichtes und fließendes „Hum“ beim Ausatmen. „So Hum – Ich bin.“

Florina übernimmt es! Immer! Natürlich war der Weg lang, denn der Schock saß sehr tief. Sie war erst gut 2 Jahre alt und es war einer unserer ersten Spaziergänge ohne den Schutz der kompletten Herde, als gut 20 Jungbullen voller Lebensfreude ihre Koppel hoch in unsere Richtung tobten. Wenn heute Bewegung in eine größere Rinderherde kommt beginne ich noch immer bewusst ein und auszuatmen.

Du kannst das „So Hum“ in ziemlich allen Lebenslagen nutzen. Wenn du sitzt, stehst, läufst oder liegst. Auf deinen eigenen zwei Beinen oder auf deinem Pferd, an der Kasse im Supermarkt, in der Bahn, im Bus, auf der Couch oder am Abend, wenn angstvolle Gedanken das Einschlafen stören wollen.

 

Richtig interessant wird es am Stall und in Bewegung

Auf dem Weg vom Parkplatz zum Offenstall, beim Abäppeln vom Paddock, wenn ich meine Pferde von der Koppel hole, beim Putzen, bei der Bodenarbeit oder beim Reiten bzw. den gemütlichen Schrittrunden danach…

Wann immer ich bewusst auf meine Atmung achte spüre ich auch meine Schritte, Körperhaltung und Körperenergie viel intensiver und klarer. Viel zu oft bemerke ich, wie hektisch ich durch die Gegend renne, obwohl ich doch eigentlich eine fröhlich-entspannte Zeit mit meinen beiden Lieblings-Pferden verbringen wollte… Manchmal habe ich doch tatsächlich einen ziemlich festen Unterkiefer… Interessant… Nicht schlimm! Aber interessant!

 

Mein Vorschlag: Spiele mit dem „So Hum“

Spiele damit wenn du merkst, wie sich Angst oder Verspannungen anschleichen, sich in deinem Körper bemerkbar machen und ausbreiten wollen. Gib ihnen „SoHum“ als Antwort und sei da ruhig ausdauernd!

Spiele damit wann immer du gerade Lust dazu hast. Oder wenn du dich sowieso gerade super gut fühlst und dieses Wohlfühlen durch ein bewusstes „Danke“ noch mehr genießen möchtest. Faktisch also immer dann, wenn du gerade dran denkst. Je öfter desto besser 😉

Vielleicht magst du das „So Hum“ heute schon mit zu deinem Pferd nehmen. Mache nicht gleich irgendetwas mit ihm, sondern stelle dich einige Minuten zu ihm, lege vielleicht eine Hand auf seinen Widerrist oder eine Kruppe und atme einfach.

Denke „So“ beim ruhigen und tiefen Einatmen und „Hum“ während du deinen Atem wieder frei fließen lässt. Vielleicht bemerkst du, dass du ruhiger, klarer und präsenter wirst, dein Herz(Chakra) sich öffnet, deine Aura (Energiefeld) sich ausdehnt.

Wiederhole ein oder zwei Minuten lang in Gedanken „So“ beim Einatmen und „Hum“ beim Ausatmen.

 

Das „So Hum“ spült mit jedem Atemzug alle Anspannung aus deinem Körper und dem deines Pferdes

Nun sind wir wieder bei der Chance, die sich in eurer Angst versteckt: Das „So Hum“ führt euch von eurer Angst zu euren Potentialen. Und davon habt ihr unendlich viel mehr, als du dir aktuell vorstellen kannst!

Und: Ja, auch Pferde halten in Angst-Situationen oft die Luft an oder atmen sehr viel flacher. Sobald du gemeinsame Pausen mit bewusstem Atmen einführst werdet ihr beide mehr und mehr in einen gemeinsamen Fluss kommen. In das Vertrauen, in dem für deine Angst immer weniger Raum ist.

Wichtig ist nur eines: Du „musst“ gar nichts, es geht um ein spielerisches Ausprobieren, was dir und deinem Pferd wann gut tut!

In meinem Ideenbüchlein „Pferde magisch anziehen – warum deine Energien der Schlüssel sind „ erfährst du mehr über unsere Aura, unsere Chakren und warum es wichtig ist, dass wir uns nicht nur gut um unsere Pferde sondern auch gut um uns selber kümmern  😉 Außerdem beschreibe ich darin zwei weitere kleine Übungen, die du gut mit ans bzw. aufs Pferd nehmen kannst.

Dir fehlen Gleichgesinnte zum Austausch? Dann bist du in unserer Facebook-Gruppe „(Hoch)sensibilität bei Mensch und Pferd“ ganz herzlich willkommen!

Herzliche Grüße an dich und dein Pferd!  Lebt das Dream-Team, das in euch steckt!

Mona Schäfer